20.09.2016

Sechs Wochen am anderen Ende der Welt

Schüleraustausch nach Lima, Peru

WULFEN. Liliane Koch (17) aus Wulfen hat im Rahmen des Kurzaustauschprogrammes  des Rotary Clubs sechs Wochen in Lima, der Hauptstadt Perus verbracht. Dort konnte sie einige Kulturunterschiede feststellen, viel vom Land sehen und hat besonders die südamerikanische Herzlichkeit zu schätzen gelernt.

Wie kommt man an so eine Gastfamilie?

Ich habe mich für das Kurzaustauschprogramm des Rotary Clubs beworben. Jeder kann sich dafür bewerben, es ist aber am besten im Hinblick auf das Austauschland offen für alles zu sein, da es nicht immer möglich ist, in seinem eigenen „Wunschland“ zu landen. In meinem Fall habe ich keinerlei Einschränkungen geäußert, nur sollte es  ein Englisch- oder Spanischsprachiges Land sein.  Das ich schließlich in Peru landete, war im Rückblick ein ziemlicher Glücksgriff, auch wenn ich vorher fast nichts darüber wusste.

Wie hat es mit der Verständigung geklappt?

Zwar lerne ich in der Schule schon seit 2 Jahren Spanisch, da aber meine Gastfamilie größtenteils sehr gut Englisch konnte, haben wir uns meist eher so verständigt. Das war in vielen Situationen einfacher, als im Spanischen durchgehend nach Vokabeln suchen zu müssen. Mein Spanisch konnte ich aber trotzdem bei Unterhaltungen mit den Großeltern meiner Gastschwester oder anderen Verwandten, die kein Englisch sprachen, verbessern.

Ist es in Südamerika wirklich so gefährlich, wie man denkt?

Die klischeehafte Kriminalität gibt es selbstverständlich, und besonders als deutsches Mädchen mit blonden Haaren und blauen Augen muss man schon ein bisschen aufpassen. Da meine Gastfamilie aber in einem sehr sicheren Stadtteil in einem Haus mit hohem Zaun, Alarmanlage und Wachpersonal in der Nachbarschaft lebt, habe ich mich zuhause nie unsicher gefühlt. Da ich fast immer in Begleitung meiner einheimischen Gastfamilie war, ging es  mir auch an öffentlichen Orten genauso – ich konnte Fotos mit Kamera und Handy machen, ohne je einen Diebstahl mitzubekommen. Wenn man als Tourist aber allein unterwegs ist, besonders als Frau, sollte man sich schon überlegen, wo man sich aufhält, und wo besser nicht.

Welche Sehenswürdigkeiten hat Lima zu bieten?

Peru teilt sich auf in 3 Gebiete: die Küste, das Hochland (die Anden) und den Dschungel. Ich hatte das Glück alle 3 Teile ein bisschen kennenzulernen, da meine Gastfamilie sehr reiselustig war.

Lima, die Hauptstadt in der ich gelebt habe liegt an der Küste, dort habe ich somit die meiste Zeit verbracht. Obwohl während meines Aufenthalts Winter war, und wir keine Badetemperaturen hatten, waren wir oft am Strand, haben aber auch viele andere  Stadtteile, wie die historische Innenstadt oder das Künstlerviertel Barranco besichtigt.

Was gibt es sonst noch in Peru zu sehen?

Unsere erste Reise von Lima aus ging in den Dschungel. Von unserem Hotel aus, das direkt an einem Nebenfluss des Amazonas lag, machten wir mehrere geführte Touren durch den Regendwald. Zu sehen gab es genug: Kaimane, Otter, Anacondas, Taranteln, aber auch viele außergewöhnliche Pflanzen. Dieser Trip war eine besonders einzigartige Erfahrung, da ich in den Regenwald so schnell bestimmt nicht wieder kommen werde.  Einige Zeit später stand dann auch der zweite Trip an. Es ging nach Cuzco in den Anden, ebenfalls nur eine Flugstunde entfernt. Cuzco als Stadt gefiel mir schon sehr gut, das Highlight war allerdings der Besuch der bekannten Inkastadt Machu Picchu. Auch wenn die Fahrt dorthin fast 4 Stunden dauerte – es hat sich mehr als gelohnt. Der Ausblick ist kaum mit Worten zu beschreiben und auch der geschichtliche Hintergrund war sehr interessant.

Wie ist das Klima?

Während es in Lima um die 18 Grad bei waren, haben wir im Dschungel bei über 35 Grad schon ordentlich geschwitzt. Da wir zur Trockenzeit da waren schien außerdem rund um die Uhr die Sonne  und die Luft war sehr feucht. In Cuzco auf 3400 Metern Höhe war es dann allerdings um einiges kühler, besonders in der Nacht sanken die Temperaturen auf unter 5 Grad. 

Was ist sonst noch so anders in Peru?

Auch in kulinarischer Hinsicht hat Peru viel zu bieten. Es gab Reis und Kartoffeln in allen Variationen, aber auch außergewöhnliche Dinge, wie Yucca-Wurzeln oder das Nationalgericht „Ceviche“, dass nur aus rohem Fisch mit Limettensaft und Chili besteht. Alles hat mir natürlich nicht geschmeckt, aber an das frische, exotische Obst und die vielen natürlichen Säfte  zum Beispiel hätte ich mich durchaus gewöhnen können. Ein negativer Aspekt war allerdings das alltägliche Verkehrschaos in Lima. Stau zu egal welcher Tageszeit und grundlose Hupkonzerte sind unvermeidlich. Gerade in diesem Verkehrschaos bekommt man auch etwas von der Armut mit – zwischen den Autos versuchen viele Menschen alles Mögliche zu verkaufen, oder machen Kunststücke um irgendwie Geld zu verdienen. Besonders im Kontrast zu meiner doch recht vermögenden Gastfamilie ist mir beim Anblick der  Armenviertel aufgefallen, dass der Anteil der Menschen, die fast nichts haben, viel, viel größer ist.

Sind Südamerikaner wirklich so herzlich?

Dieses Klischee kann ich mehr als nur bestätigen. Ich habe noch nirgendwo so freundliche und herzliche Menschen getroffen wie in Peru.  Egal, wo ich hinkam, ich habe nicht einen einzigen unfreundlichen Menschen getroffen. Aus genau diesem Grund kann ich auch sagen, dass der Austausch ohne meine Gastfamilie nicht derselbe gewesen wäre. Sie haben mich aufgenommen, als wäre ich Teil der Familie, ich habe mich vom ersten Moment an in ihrem Haus wohl gefühlt.  Dadurch ist das Heimweh so gut wie ausgeblieben. Der Abschied fiel mir dementsprechend noch schwerer, denn wann ich wiederkommen kann, steht noch in den Sternen. Für mich ist aber klar: Dieser Austausch war das beste was mir in den Ferien hätte passieren können, ich habe so viele tolle Menschen kennengelernt, so viel von einem bisher völlig unbekannten Land gesehen – Ich werde wiederkommen...


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